Politisches Umdenken bei der Mobilität

Ludwig Hartmann, Helmut Schleich, Gabriele Triebel
Foto: M. Kayser

Am 6. Oktober 2019 waren zum Pressegespräch der Umweltinitiative Pfaffenwinkel „Grünes Licht für die Fuchstalbahn – Reaktivierung jetzt“ in den Landsberger Bahnhof die grünen Landtagsabgeordneten Ludwig Hartmann und Gabriele Triebel sowie der in Schongau geborene Kabarettist Helmut Schleich gekommen.

Ludwig Hartmann erinnerte sich an die erste Sonderfahrt im Jahr 2001 mit der Initiative Fuchstalbahn. Derzeit gäbe es Druck aus den Regionen für die Reaktivierung von 18 Strecken in Bayern, die eine bessere Mobilität im ländlichen Raum ermöglichen soll. Zudem brauche es den Schienen­verkehr, um dem Klima-Gedanken Rechnung zu tragen, auch in einer älter werdenden Gesellschaft ist eine andere Mobilität nötiger als bisher. Alle Strecken, die reaktiviert wurden, weisen mehr Fahrgastzahlen auf als ursprünglich prognostiziert. In Bayern gibt es derzeit eine Schienen-Verhinderungs­politik, woanders, z.  B. in Vorarlberg macht man es intelligenter: Erst ein Angebot schaffen, dann kommt die Nachfrage und schließlich die Erweiterung. So könne man neue Mobilitäts­konzepte voranbringen.

Zu den Reaktivierungskriterien äußerte sich der grüne Fraktions­vorsitzende im Bayerischen Landtag so: „Im Innenbereich eines Ballungs­gebietes, da kann man sicher darüber reden, da müssen 1000 Leute fahren am Tag.“ Die Grünen beantragten deshalb im Haushaltsausschuss, ein paar Millionen in die Hand zu nehmen, um bayernweit Strecken zu reaktivieren. Sie wollen dafür Gelder beim Straßen-Neubau einsparen, denn das Bundesland Bayern ist straßenmäßig sehr gut erschlossen. Nun gehe es um den Erhalt und den Ausbau der Schienen-Infrastruktur. 

Die Grünen haben eine große Vision: eine Mobilitätsgarantie für ganz Bayern, ein Bus- und Bahnangebot für jeden Ort von 5 Uhr Früh bis Mitternacht. Die Bahnhöfe werden dabei künftig zu Mobilitätszentren: Der Bus bzw. das Anruf-Sammeltaxi wird die Ergänzung zur Bahn sein. Das heißt, auch bei der Fuchstalbahn, die Busse fahren nicht mehr von Schongau nach Landsberg, sie werden die Menschen zu den Bahnhöfen bringen. Der Zuzug nach Bayern geht weiter, das Bundesland wächst. Der Lückenschluss (Fuchstalbahn) muss kommen.

Hartmann gab noch einige Zahlen bekannt, die nachdenklich machten: Seit 1994, seit der letzten großen Bahnreform, wurden in Bayern über 500 km Schienenstrecken stillgelegt. Die Schienen-Ausgaben in Deutschland betragen pro Kopf jährlich 69 €, 187 € in Österreich und 263 € in der Schweiz.

Die Landtagsabgeordnete Gabriele Triebel aus Kaufering kennt die Strecke von klein auf, ihr Vater war bei der Bahn beschäftigt. Ein bleibendes Erlebnis für sie ist ein Schulwandertag des D.-Zimmermann-Gymnasiums in Lands­berg, wo sie mit einem Sonderzug nach Schongau und Peiting gefahren ist. Als Kreistagspolitikerin wolle sie jetzt mithelfen, dass ein Beschluss gefasst werde, dass wir in der Region die Reaktivierung wollen.

Zum geplanten P+R-Parkhaus in Kaufering meinte sie, dass dies vom Land­kreis errichtet werden müsse und 3 – 5 Mio Euro kosten werde. „Dafür könnte man vieles für den ÖPNV machen, hinzu kommen noch die Parkhaus-Betriebs­kosten. Das bereitgestellte Geld muss anders ausgegeben werden.“

Der in Schongau geborene Kabarettist Helmut Schleich verwies auf das erfolgreiche Schweizer Modell, wo das Angebot aus Bus und Bahn hervor­ragend funktioniert. Um Bahnhöfe herum bildeten sich früher häufig Siedlungskerne mit Gewerbe und Wohnraum. „Das Autoland Deutschland ist nicht mehr die Zukunft, man muss sich solidere, leistungsfähigere Dinge aus­denken, andere Dinge als Flugtaxis.“ Zu viel Geld wird seiner Meinung nach in Bahn-Großprojekte (wie Stuttgart 21) gesteckt. Schleich zitierte den bekannten Satz, der seit den 1950er Jahren Gültigkeit besitzt, „Wer Straßen sät, der wird Verkehr ernten!“ und sprach von einer „fehlgeleiteten Politik“. Es gehe vor allem um den politischen Willen, Bahnstrecken reaktivieren zu wollen.

Irmgard Schreiber-Buhl, Schongau

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