5G – Mobilfunk – Informationsinfarkt

Warum wir eine Kultur des Bewusstseins als Gegengewicht brauchen

Der kommende massive Ausbau des Mobilfunks (5. Generation – „Internet bis zu jeder Milchkanne“) dürfte nicht nur biologische Effekte haben, von denen wir noch lange nicht genau verstehen wie sie zustande kommen, sondern auch psychologisch-geistige und kulturelle. In der gegenwärtigen Diskussion werden vor allem die – durchaus vernachlässigbaren – thermischen Effekte der Mikrowellenstrahlung angeführt, also die Erwärmung von biologischen Strukturen. Was praktisch komplett vernachlässigt wird, sind die möglichen Resonanzeffekte. Darunter verstehen wir Effekte, die nicht aufgrund der eingebrachten Energie einer Schwingung entstehen, sondern aufgrund der geometrischen Beziehung z.B. der Größe einer biologischen Struktur, etwa eines Makromoleküls, und der Wellenlänge der Mikrowellenstrahlung. Dabei ist nicht die exakte Größenentsprechung massgebend, sondern die Tasache, ob eine Struktur eine Teilbarkeit oder ein Vielfaches einer Wellenlänge aufweist. Die neuen Mobilfunkgenerationen arbeiten mit sehr hohen Frequenzen im Gigahertzbereich und damit mit sehr kurzen Wellenlängen, bei denen eine biologische Resonanz mit Schlüsselstrukturen wie etwa Ionenkanälen oder Membranen von Zellen immer wahrscheinlicher wird. So ließen sich auch die Grundlagenforschungsbefunde leicht verstehen, die eine Beeinflussung von Zellwachstum durch Mikrowellenstrahlung zeigen. Wir haben vor einiger Zeit in einer Studie festgestellt, dass manche Kopfschmerzpatienten durchaus sensibel auf sog. Sferics reagieren, also elektromagnetische Impulse von der Länge einiger Millisekunden im Kilohertz-Bereich, die von Wetterfronten abgestrahlt werden. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn Organismen sensibel auf längere Impulse im Gigahertzbereich reagieren.

Abgesehen von den biologischen Effekten werden aber vor allem die psychologischen und geistigen Effekte eine Rolle spielen. Die allgegenwärtige Nachrichten- und Informationsschwemme macht uns nämlich weder glücklicher noch effizienter noch trägt sie dazu bei, dass wir bessere Menschen und Zeitgenossen werden. Im Gegenteil. Sie erzeugen eine andauernde Fragmentierung unseres Bewusstseins, lenken uns ab, gaukeln uns Scheinwelten vor und hindern uns daran, das Leben dort in Fülle zu leben, wo es stattfindet, nämlich im gegenwärtigen Augenblick, hier und jetzt, mit den Menschen oder mit den Tätigkeiten, mit denen wir es gerade zu tun haben. Das ist auch der Ort, an dem sich die Frage nach der Mobilfunktechnologie mit der nach einer Kultur des Bewusstseins als gelebter gegenseitiger Verbundenheit berührt.

Die Abschaffung dieser Technologie ist vermutlich genauso unwahrscheinlich wie die Rückabwicklung des Automobilverkehrs und die Abschaffung des Autos. Daher stellt sich vor allem die Frage nach dem sinnvollen Umgang. Hier spielt vor allem eine konsequente Hygiene des Geistes oder Kultur des Bewusstseins eine zentrale Rolle.

Harald Walach ist klinischer Psychologe mit Promotion in Psychologie und in Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie. In seiner Forschung hat er sich ausführlich mit Fragen der Achtsamkeit, des Bewusstseins und der Gesundheit beschäftigt. Er ist derzeit tätig als Professor an der Medizinischen Universität Poznan, wo er die internationalen Medizinstudenten in Achtsamkeit unterrichtet und an der Universität Witten-Herdecke, wo er philosophische Grundlagen der Psychologie unterrichtet. Er ist ausserdem Gründer und Leiter des Change Health Science Instituts in Berlin. Er ist Autor vieler wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Aufsätze und Bücher. Zuletzt sind erschienen „Heilung kommt von innen“ (2019), „Demenz – Prävention und Therapie“ (zus. mit M. Loef, 2019) und „Spiritualität“ (2010/13).

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