Heizkraftwerk Altenstadt – Historie

Zum ersten Mal wird das Vorhaben von Unternehmer Siegfried Schuster aus Birkland über die Presse bekannt ein Heizkraftwerk zu bauen. „Ein Pilotprojekt: Pflanzen im Kraftwerk verbrennen“ (Überschrift Schongauer Nachrichten vom 14./15. 8. 1993). Dr. Sutor vom Bay. Landwirtschaftsministerium erklärt „nachwachsende Rohstoffe von Feld und Wald“ seien die Brennstoffe.

* AM 26.10.1993 schreibt Siegfried Schuster an die UIP:
„Das Biomasse-HKW Schongau-Altenstadt ist ein Pilotprojekt der Landwirtschaftsministerien des Bundes und des Landes Bayern, das durch die Erzeugung von Strom und Wärme aus nachwachsenden Energieträgern dazu beitragen soll, die Landschaft und die Landwirtschaft zu erhalten. Aus diesem Grund werden nur unbehandelte, nachwachsende Rohstoffe bzw. unbehandelte Reststoffe (z. B. Hackschnitzel, Sägeresthölzer, Sägespäne) als Brennstoffe zugelassen. … Das mit nachwachsenden Energieträgern gefeuerte Heizkraftwerk erzeugt Strom und Wärme; es stellt damit eine Kraft-Wärme-Kopplungsanlage dar, die Energieträger mit dem besten Nutzungsgrad umwandelt. … Eine Verbrennung von Müll und Klärschlamm ist … ausgeschlossen.“

* Zitat Herr Schuster aus einer Machbarkeitsstudie zum geplanten HKW:
„Bei der Prozeß- und Heizwärme liegt eine Abnahmebereitschaft von Firmen vor.“

* 13.7.1994: Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert erklärt in Schongau laut Schongauer Nachrichten zum geplanten Heizkraftwerk: „Die Die gewachsene Kulturlandschaft könne erhalten werden, Landwirte hätten eine nutzbringende Verwendung für Heu und Schwachholz.“

* 1.9.1994: Zitat aus einem Brief von Herrn Schuster an die Umweltinitiative Pfaffenwinkel e. V.: „… daß ausschließlich die Brennstoffe ‚spätschnittiges Heu‘ und ‚Holz‘ zum Einsatz kommen.“

* 30./31.7.1994: Die Schongauer Nachrichten zitieren den bay. Landwirtschaftsminister Reinhold Bocklet wie folgt: „Durch die Nutzung von Strom und Wärme werde zudem ein hoher Wirkungsgrad erreicht.“

* 31.8.1993: In einer Presseerklärung des „Biomasseheizkraftwerks Schongau-Altenstadt“ erklärt Siegfried Schuster öffentlich, „dass ausschließlich die Brennstoffe ‚spätschnittiges Heu und ‚Holz‘ zum Einsatz kommen.

* 13.10.1994: Siegfried Schuster in den Schongauer Nachrichten: „Was hier gebaut werden soll, ist ein Biomasseheizkraftwerk, keine Müllverbrennung oder sonst ein Teufelszeug.“

* 12.11.1994: Schuster verspricht in den Schongauer Nachrichten ein „gläsernes Projekt bzw. „offenes Projekt.“

* 23.11.1994: Zitate von einer Podiumsdiskussion zum HKW im Römerhof Altenstadt: Dr. Erich Ortmaier (C.A.R.M.E.N und Lehrstuhlinhaber TU München: „Sie (die Anlage) hat eine äußerst günstige Energiebilanz.“ Siegfried Schuster auf die Frage, ob er in zehn bis fünftehn Jahren andere Materialien verfeuern will: „Da bin ich bereits Rentner.“ Thomas Steer (Projektleiter): „Die Luft im Schongauer Westen wird entlastet, nicht weiter belastet.“

* 26./27.8.1995: Siegfried Schuster in einem Leserbrief in den Schongauer Nachrichten: „Das Borkenkäferproblem wäre zum Beispiel wesentlich weniger schlimm, wenn es möglich wäre, die befallenen Hölzer irgendwo unterzubringen.“

* 10.6.1995: Siegfried Schuster gegenüber den Schongauer Nachrichten: „Die Auskoppelung von Prozesswärme ist nach wie vor unser Ziel.“

* 21.12.1995: Schongauer Nachrichten: „Das Projekt entsteht westlich von Schongau direkt in der Nachbarschaft zur Grünfuttertrocknungsanlage Altenstadt. Diese ist Hauptabnehmer der Wärmeenergie …“, erklärt Schuster.

* 2.9.1997: Schlagzeile in den Schongauer Nachrichten: „Strom und Wärme aus Biomasse: Ja zum Kraftwerk bei Schongau.“ Zitat Pressesprecher Dr. Rupert Schäfer vom Bayer. Landwirtschaftsministerium: „Es handelt sich um Deutschlands modernstes Biomasseheizkraftwerk.“ Und Siegfried Schuster zur Wärmeabnahme: „Hauptabnehmer soll ein Betrieb werden, der im Westen Schongaus erst noch ansiedeln wird. Es handelt sich um eine Firma aus der Oberpfalz, die Holzpellets herstellt …“

* 14.11.2001: Änderungsgenehmigung für Verwendung von Altholz B2

* 28.1.2004: Änderungsgenehmigung für Verwendung von Altholz AI bis A III
Den Genehmigungsantrag und die Genehmigung dieser wesentlichen Änderung der Anlage erhielt die UIP nicht von Herrn Schuster (gläsernes Projekt!!!) sondern nach Verweis auf das UIG (Umweltinformationsgesetz) von der Regierung von Oberbayern. Es besteht nach wie vor aufgrund der öffentlichen Förderung der Anlage eine Zweckbindungsfrist, nach der 50 Prozent der Brennstoffe aus der heimischen Forst- und Landwirtschaft stammen sollen. Die Zweckbindung endet 2011.

* Juni 2004: Es wird bekannt, dass das Mannheimer Energie- und Dienstleistungsunternehmen MVV Energie mit einem 67 Prozent Anteil am Heizkraftwerk Altenstadt beteiligt wird.

* 2004 bis 2018: 6 weitere Änderungsgenehmigungen (Ausnahmen von kontinuierlichen Messungen, Anpassung an die 17. BImSchV, Ausnahmen vom Tagesgrenzwert von Stickoxiden, Genehmigung einer Shredderanlage zur Zerkleinerung von Altholz …)

* 9.11.2012: Bei einer Werkserkundung durch Vertreter der UIP erklärt die Firmenleitung: „Wir sind aus ökologischen aber auch ökonomischen Gründen sehr daran interessiert Wärme im Rahmen der Kraft-Wärme-koppelung zu nutzen.“

* 16.12.2013: Zur Nutzung des warmen Kühlwassers wird von Der Firma Heizkraftwerk Altenstadt die Errichtung einer Garnelenzucht ins Spiel gebracht. Laut Firmenchef Schuster soll es eine „Haltung nach Biorichtlinien werden, in der auch nur hochwertiges Futter verwendet werden soll. Er spricht von einem „Premiumprodukt“.

* Ende Juni 2020: Die Heizkraftwerk Altenstadt GmbH beantragt bei der Regierung von Oberbayern ein beschleunigtes und nichtöffentliches Verfahren für eine wesentliche Änderung des Kraftwerks, um zukünftig auch Ersatzbrennstoffe verfeuern zu dürfen.

* Am 23. Juli verabschiedet der Kreistag WM-SOG bei nur einer Gegenstimme (Bürgermeister Kögl von Altenstadt) eine Resolution in der man sich gegen die Errichtung der Müllverbrennungsanlage ausspricht.

* Am 4. August wird in Peiting ein Aktionsbündnis gegen die Müllverbrennung Altenstadt gegründet. Zahlreiche Parteien, Verbände und Vereine schließen sich dem Bündnis an.

* 13. 8. 2020: Anlagenbetreiber Siegfried Schuster gegenüber dem Bayerischen Fernsehen und Bayerischen Rundfunk: „Der Bürger von Schongau kann ganz beruhigt sein – wir werden nicht mehr, sondern weniger Emissionen abgeben. Und schon jetzt sind wir an der Nachweisgrenze – das heißt, die Geräte können gar nicht anzeigen, ob wir am Netz sind oder nicht – darauf sind wir stolz.“

Am selben Tag gegenüber Radio Oberland: „Am Kamin kommt nichts raus.  …  Staub ist nicht mehr nachweisbar.“

zusammengestellt von
Hans Schütz

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