Regional produzierter Strom für alle!

UIP-Jahreshauptversammlung mit anregendem Vortrag zur „Energiewende 3.0“

Am 20. März 2014 fand in der Zechenschenke in Peiting die Jahreshauptversammlung der UIP statt. Schriftführerin Rosi Hutter fasste die Ereignisse des letzten Jahres kurz zusammen. Sie erinnerte daran, dass bei der letzten Jahreshauptversammlung im März 2013 Hans Ressl und Hans Schütz zu Ehrenmitgliedern ernannt und bei den Neuwahlen Gerhard Kral für den ausgeschiedenen Klaus Kreitner in den Vorstand gewählt worden waren. Die Themen der seitdem fast monatlich stattfindenden UIP-Treffen waren:

  • Die neue chemische Reinigung in der Ludwigstraße in Peiting: Die Frage, welche Emissionen zu erwarten sind, wurde bis heute nicht beantwortet, obwohl die Reinigung schon in Betrieb ist.
  • Das Otto-Kraus-Denkmal für den ersten Landesbeauftragten für Naturschutz in Bayern, dem der Erhalt der Litzauer Schleife in ihrem heutigen Zustand zu verdanken ist: Die UIP hat dafür 300 Euro gespendet.
  • Der Lech und die Aktionen der Lechallianz und des Vereins „Lebensraum Lechtal sowie die Probleme mit dem Schwellbetrieb am Lech: Dazu wurde in einem Antrag ans Landratsamt gefordert, dass das Absenken des Wasserspiegels an der Lechstaustufe 6 (Dornau) auf ein ökologisch vertretbares Maß zu beschränken sei.
  • Die Verhinderung von überflüssigem Plastikmüll: Vor Weihnachten lief eine Anzeigenkampagne in den Printmedien mit Cartoons von Erik Liebermann und dem Text: „Frohe Weihnachten ohne Plastikmüll wünscht die Umweltinitiative Pfaffenwinkel“.
  • Die innerörtliche Silvesterknallerei: Ein Antrag an die Gemeinde Peiting wurde zwar im Gemeinderat abgelehnt, aber z.B. in Schönberg umgesetzt.
  • Nationalpark Ammergebirge: Regelmäßige Information über die Aktivitäten des Fördervereins und Teilnahme an dessen Veranstaltungen.
  • Die geplante Garnelenproduktion im Biomasseheizkraftwerk Altenstadt: Die UIP stellte kritische Fragen zu den Abläufen in der zukünftigen Zuchteinrichtung und wurde zu einer Besichtigung eingeladen, wenn die Produktionsstätte in Betrieb ist.
  • „Aktion GEN-Klage“: Die von der UIP unterstützte Aktion hatte mit ihrer Klage Erfolg beim Europäischen Gerichtshof und der Anbau der Gen-Kartoffel Amflora wurde verboten.
  • Betriebsbesichtigungen: Im Juni war die UIP bei der Papierfabrik UPM in Schongau zum zweiten Teil der Betriebsführung eingeladen und im Herbst besichtigte sie das Abfallentsorgungszentrum der EVA in Erbenschwang.
  • Veranstaltung: Am 7. März 2014 sprachen auf Einladung der UIP Dr. Eberhard Pfeuffer („Lechallianz e. V.“) und Stephan Günther („Lebensraum Lechtal e.V.“) über „Welche Zukunft hat der Lech?“ (ausführlicher Bericht auf Seite 6).

Nach dem Kassenbericht von Leo Barnsteiner und dem Kassenprüfungsbericht schilderte Hans Schütz kurz, wie es zu dem Gedenkstein für Natur- und Lechschützer Otto Kraus (1905–1984) kam. Seit 13. März ist das Denkmal für den „Retter der Litzauer Schleife“ in Niederwies zu sehen. Dank Klement Sesars Einsatzes und des Entgegenkommens aller Beteiligten haben die Spenden nicht nur der UIP, sondern auch des Fischereivereins und der Gemeinden ausgereicht, diese Idee zu verwirklichen.

Justus Schütze

Justus Schütze

Als Highlight des Abends informierte Justus Schütze darüber, wie die „Energiewende 3.0“ ohne Staat und Konzerne zu schaffen wäre. Dezentral, demokratisch und direkt soll diese Energiewende organisiert sein, damit die Abhängigkeit von Großkraftwerken und „Stromautobahnen“ ein Ende hat.

Justus Schütze schlug dazu als Ergänzung zur Sonnen- und Windenergie kleine dezentrale, mit Gas betriebene Blockheizkraftwerke (BHKW) vor, weil die auch dann den benötigten Strom produzieren können, wenn Sonne und Wind nicht reichen. Heute sei es noch nicht möglich, sich zu hundert Prozent auf erneuerbare Energie zu verlassen. Da die Energieerzeugung mit BHKW in der Hand der Nutzer liegt, ist sie demokratisch. Und direkt ist dieser kurze Weg zwischen Stromproduzent und -konsument ebenfalls, weil er nicht über die Börse läuft und der Strompreis damit dem Zugriff von Spekulanten entzogen bleibt.

Das Start-up-Unternehmen „buzzn – People Power“ (das u wird ausgesprochen als a wie in dem englischen Wort buzz, was so viel bedeutet wie „Gerücht, Neuigkeit, Hype“), das Justus Schütze vor vier Jahren zusammen mit anderen internetaffinen Idealisten gründete, stellt das Werkzeug bereit, das die Vernetzung zwischen Stromgebern und Stromnehmern erleichtert und organisiert.

Small is beautiful und die Abkehr vom Oligopol der Stromkonzerne liegt Justus Schütze am Herzen. Eigentlich sei es ein Unding, ein lebenswichtiges Produkt wie Strom einer Großindustrie zu überlassen, die damit vor allem Gewinne erwirtschaften will, zur Not mit Spekulation. Aber genau das wird seit der Liberalisierung des Strommarktes 1998 gemacht (und früher mischte Justus Schütze als Energy Trader für einen großen Energiekonzern da selber erfolgreich mit). Die großen Kraftwerksbetreiber versuchen mit allen möglichen Tricks den Strommarkt weiter zu kontrollieren. Seit im Jahr 2000 jedoch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erlassen wurde, ist die Zahl der privaten Stromproduzenten sprunghaft gestiegen und erneuerbare Energien können zeitweise den gesamten deutschen Strombedarf decken. Wegen dem daraus resultierenden Überangebot ist eine Kilowattstunde Strom nur noch wenige Cent wert, wird aber nach dem EEG wesentlich höher vergütet. Das schafft unnötige Kosten (Stichwort „EEG-Umlage“), deshalb plädiert Justus Schütze für eine Abschaffung jeglicher Förderung der Stromproduktion, egal ob mit Atomkraft oder Kohle oder erneuerbaren Energien.

In großen Kraftwerken wird zudem ein Großteil der eingesetzten Primärenergie verschwendet: während der Produktion für die Kühlung und beim Transport. Bei einem dezentralen BHKW hingegen dient das zu beheizende Haus als „Kühlturm“ und transportiert werden muss der Strom so gut wie gar nicht. Deshalb träumt Justus Schütze davon, dass eines Tages all die rollenden Verbrennungsmotoren, die derzeit die Straßen verstopfen, als BHKW im Keller verschwinden und Platz machen für elektrisch angetriebene Fahrzeuge, die gleichzeitig kleine Stromspeicher sind.

Was schon heute realisiert ist: Stromproduzenten können sich unabhängig machen von der alten Energiewirtschaft und ihren Strom an buzzn – und damit direkt an die teilnehmenden Stromabnehmer – liefern. Besonders reizvoll ist die Direktvermarktung, wenn der Strom nicht (mehr) nach dem EEG vergütet wird. Dann entfallen die Kosten für den gesetzlich vorgeschriebenen Einbau einer Fernsteueroption sowie einer Leistungsmessung. Auch Stromnehmer, die nicht Ökostrom aus Norwegen oder Österreich nutzen wollen, haben einen Vorteil: Ihnen steht nun regional produzierter Strom zur Verfügung.

Wer Strom an buzzn liefert, bekommt einen Cent mehr als bisher, muss jedoch jeden Monat 7 Euro Grundgebühr bezahlen. Stromnehmer zahlen marktübliche 26,50 Cent pro kWh und sowie 8 Euro pro Monat zahlen. Näheres ist zu finden unter www.buzzn.net.

buzzn-Stromgeld

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