Reptilien zeigen, wo die Natur noch intakt ist

Lechtal-Gebietsbetreuer Stephan Günther beim Ausbringen sogenannter „Schlangenbretter“. Sie sollen seltenen Schlangen und Eidechsen als Unterschlupf dienen, um die Vorkommen der Tiere systematisch erfassen zu können. Foto: Kim Jüstl

Lechtal-Gebietsbetreuer Stephan Günther beim Ausbringen sogenannter „Schlangenbretter“. Sie sollen seltenen Schlangen und Eidechsen als Unterschlupf dienen, um die Vorkommen der Tiere systematisch erfassen zu können.
Foto: Kim Jüstl

Lechtal-Gebietsbetreuer forscht nach seltenen Schlangen
Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen des Frühlings kommen die Reptilien aus ihren Winterverstecken. Für Lechtal-Gebietsbetreuer Stephan Günther der richtige Zeitpunkt, um genauer zu erforschen, wo es noch seltene Schlangen und Eidechsen gibt. Hilfsmittel hierfür sind sogenannte „Schlangenbretter“. Die Beobachtungsdaten sind eine wichtige Grundlage für den Naturschutz.
Am Lech fanden Reptilien wie Zauneidechse und Kreuzotter früher beste Bedingungen: Vor dem Bau der Staustufen existierte an den Ufern des Lechs eine Wildflusslandschaft mit kargen Kiesböden, Gebüschen und besonnten Lichtungen. Idealer Lebensraum für die sonnenhungrigen Tiere! Doch mit dem Bau der Wasserkraftwerke versank der Großteil dieser Flächen in den Stauseen.
Die übrig gebliebenen Reste der alten Auenlandschaft genießen das besondere Augenmerk von Stephan Günther: Als Lechtal-Gebietsbetreuer kümmert er sich am ganzen bayerischen Lech um Land-schaftspflegemaßnahmen und Umweltbildung. Aber auch die Dokumentation der Vorkommen seltener Arten gehört zu seinen Aufgaben. Sein Arbeitgeber ist der Verein Lebensraum Lechtal, ein Zu-sammenschluss der Landkreise am bayerischen Lech.
„Viele der am Lech beheimateten Reptilien stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten in Bayern“, erläutert Günther. „Kreuzotter, Schlingnatter und Zauneidechse profitieren von unseren Landschaftspflegemaßnahmen am Lech. Wo zuvor dichtes Gestrüpp wucherte, kommen durch Beweidung und Entbuschung wieder Licht und Wärme an den Boden, was auch gut ist für Orchideen, andere seltene Pflanzen und Schmetterlinge. Gezielt angelegte Reisighaufen dienen den Tieren als Unterschlupf.“
Für Naturschutzmaßnahmen zum Wohle der Reptilien ist es aber natürlich notwendig, genaue Kenntnisse über die Tiere zu haben: Wo kommen die Arten noch vor und wie häufig sind sie? Diese Fragen will der Gebietsbetreuer jetzt mithilfe spezieller „Schlangenbretter“ klären.
„Die Bretter sind auf einer Seite schwarz angemalt und erwärmen sich deswegen besonders gut. Die Reptilien kriechen dann unter die Bretter und können ganz systematisch gezählt werden“, erklärt Günther. In der Nähe von Prem, Burggen und Hohenfurch hat er deswegen jetzt solche Bretter ausgelegt.
Für den 33-jährigen Gebietsbetreuer ist die Dokumentation der Reptilienvorkommen von besonderer Bedeutung: „Stark gefährdete Arten wie die Schlingnatter genießen nicht nur einen EU-weiten strengen Schutzstatus. Da sie hohe Ansprüche an ihren Lebensraum stellen, zeigt ihre Anwesenheit auch, wo die Natur noch intakt ist!“

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